
Besuch des Weichenwerks Witten am 02.06.2015
Das Weichenwerk Witten wurde bereits 1863 als „Central-Werkstätte“ der Bergisch-Märkischen Eisenbahn gegründet und blickt somit auf eine über 150-jährige erfolgreiche Geschichte zurück. Das Unternehmen ist seit dem Jahre 1965 die einzige Produktionsstätte von Weichen der Deutschen Bundesbahn (bis 1994) bzw. Deutsche Bahn (ab 1994) in Deutschland und inzwischen die einzige Produktionsstätte des Unternehmens in der Bundesrepublik. Mit dem Übergang der Deutschen Bundesbahn in die Deutsche Bahn AG am 01.01.1994 bekam das Werk offiziell die Bezeichnung „Weichenwerk“ später „Werk Oberbaustoffe“. Heute sind am Standort über 300 Mitarbeiter beschäftigt, die rund 1.250 Weichen jährlich herstellen. Das sind rund zwei Drittel aller Weichen, die von DB Netz jährlich benötigt werden.
Dem Vorstand der Bezirksgruppe war es gelungen, für den 02.06.2015 einen Besichtigungstermin in diesem einzigartigen Werk zu bekommen. Die Veranstaltung hatte eine Gesamtdauer von über drei Stunden. Leider war uns das Fotografieren während des gesamten Besichtigungstermins untersagt!
Begrüßt wurde unsere Bezirksgruppe von Herrn Ralf Galitzki, der seit dem 01.08.2001 die Organisationseinheit Service und Auftragsabwicklung leitet. Im Rahmen einer ca. einstündigen Präsentation gab uns Herr Galitzki einen umfangreichen Gesamtüberblick über Größe, Service und Auftragsabwicklung des Gesamtwerkes. Die anschließende Werkführung bildete einen unvergesslichen Höhepunkt für alle Teilnehmer der Veranstaltung. Uns wurde an den entsprechenden Fertigungsstationen ein kompletter Überblick der Arbeitsweisen gegeben. Qualitätssicherung ist das oberste Gebot. Alle unsere Fragen wurden in fachlich kompetenter Art und Weise durch zwei Mitarbeiter, die unsere beiden Gruppen durchs Werk führten, beantwortet. Zum Abschluss noch einige beeindruckende Zahlen und Fakten zum Werk: In Witten wird im 3-Schicht-System produziert. Hier werden jährlich 1.250 Weichen neu hergestellt und insgesamt 2.800 Herzstücke gefertigt, etwa 500 Stück aus Bainit.
Das Weichenherzstück ist der Punkt, an dem sich zwei Schienen kreuzen und die höchsten Verschleißerscheinungen auftreten. Bainit ist eine Stahlart, die aus vielen Elementen besteht. Dazu gehören etwa Eisen, Chrom, Kohlenstoff, Titan, Vanadium und Silizium. Durch einen besonderen Trick beim Stahlkochen ist Bainit anderthalb Mal so fest wie normaler Stahl: Der flüssige Stahl wird innerhalb von 250 Minuten von 850 auf 250 Grad Celsius abgekühlt.
Das Weichenwerk ist damit der weltweit einzige Hersteller dieser Konstruktion Herzstücke aus dem extrem verschleißarmen Stahl.
Die Lieferzeit für Instandsetzungsmaterial für bestehende Weichensysteme beträgt weniger als 24 Stunden für das gesamte Bundesgebiet.
Dieser Besuch wird für alle Teilnehmer in unvergesslicher Erinnerung bleiben.
Michael Haneke
Besichtigung der Emscherkanalbaustelle am 24.06.2015
Damit die Emscher, lange Jahre als betonierter Abwasserkanal genutzt, renaturiert werden kann, ist der Bau eines unterirdischen Abwasserkanals erforderlich. Dieser konnte erst in den letzten Jahren, nach dem Abklingen der Bergsenkungen, in Angriff genommen werden. Das Hauptbauwerk, der 51 km lange Abwasserkanal entlang des Hauptlaufes der Emscher, wird im Rohrvortriebsverfahren verlegt.
Auf Einladung der Emschergenossenschaft besuchte eine Gruppe von 16 interessierten Frauen und Männern am 24.06.2015 die Baustelle am Schacht S 50 in Essen an der Altenessener Straße (direkt neben der Emscher).
Nach grundsätzlichen Erläuterungen zur Emscher und dem Kanalbauprojekt ging es dann, nach Einkleidung mit Helm, Warnweste und Gummistiefeln, in zwei Gruppen auf die Baustelle. Die Dimension der Rohre mit DN 2800 und ihrer Wandung wurde erst richtig deutlich, als man daneben bzw. darin stand. Um in den 28 m tiefen Schacht zu gelangen, mussten viele Stufen nach unten gegangen werden.
Unten war es dann möglich, zwischen den Stempeln der Vortriebsmaschine durch zu klettern und einen Blick in die Röhre zu werfen. Als dann jedoch das Geräusch des Bergezuges zu hören war, musste der Bereich geräumt werden. Es hat aber noch lange gedauert, bis die Lok mit der Lore voll Emscher-Mergel kam. Sehen konnte man sie vorher nicht, da der Kanal dort im Bogen verläuft und man nur ca. 200 m weit hinein schauen konnte. Die Lore wurde dann mit einem Kran angehoben und oben auf einen Lagerplatz entleert. Im Gegensatz zur Lore mussten wir zum Schluss wieder Treppe steigen.
Jahresfahrt an die Lahn vom 28. bis 30. August 2015
Unsere Jahresfahrt 2015 führte uns mit 32 Teilnehmern vom 28. bis 30. August 2015 an die Lahn. Auf der Hinfahrt machten wir bei der Firma Wirtgen in Windhagen Station. Die Wirtgen Group ist ein expandierendes, führendes Unternehmen der Baumaschinenindustrie mit dem Schwerpunkt Straßenbau und Straßeninstandsetzung. Zur Wirtgen Group gehören auch die Unternehmen Joseph Vögele AG, die Hamm AG, die Benninghoven GmbH und die Kleemann GmbH. Gegenstand des Unternehmens ist die Entwicklung, Herstellung und der Vertrieb von Straßenfräsen, Recyclinggeräten, Gleitschalungsfertigern und Surface Minern. Es werden 49 Maschinentypen hergestellt, die sich in die o. g. Produktgruppen gliedern.
Der Surface Miner ist eine Baumaschine, bei der mit Hilfe einer rotierenden Walze das Gestein fräsend zerkleinert und zugleich auf ein Fördermittel geladen wird.
Nach einer ausführlichen Vorstellung der Wirtgen Group durch deren Mitarbeiter Herrn Helmut Hecking ging es zur Betriebsführung, bei der wir leider nicht fotografieren durften. Diese zwei Stunden dauernde, höchstinteressante Besichtigung der Produktionsstätte rundete diesen tollen Zwischenstopp bei der Firma Wirtgen ab.
Dann fuhren wir weiter Richtung Wetzlar und dort zum Hotel Wetzlarer Hof. Nach dem Bezug der Zimmer ging es zur Stadtführung in Wetzlar, der ehemaligen Reichsstadt an der Lahn. Bei diesem „historischen“ Rundgang in der Altstadt lernten wir die Kreis-, Hochschul- und ehemalige Reichsstadt näher kennen. In der Altstadt mit ihren mittelalterlichen Plätzen und verwinkelten Gassen prägen reizvolle Fachwerkhäuser neben repräsentativen Bauten aus der Zeit des Reichskammergerichts das Stadtbild.
An den Aufenthalt Goethes in Wetzlar wurde im „Lottehaus“ erinnert. Erlebnisse des Sommers 1772 inspirierten den Dichter zu seinem ersten großen literarischen Erfolg, dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“.
Faszinierend für uns war
auch der Dom zu Wetzlar,
früher eine ehemalige Stiftskirche und heute eines der interessantesten
Kirchenbauwerke Deutschlands. Dieser als gotisches
Kirchenbauwerk unvollendet gebliebene Dom spiegelt mit seiner Zusammensetzung
aus romanischen und gotischen Stilelementen ein Stück Stadtgeschichte wider. Sein
auffälliges Erscheinungsbild ist durch zahlreiche Erweiterungen im Laufe der
Jahrhunderte entstanden. Hinter der gotischen Westfassade verbergen sich die
Reste der spätromanischen Kirche. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Dom
schon seit der Reformation von der katholischen und der evangelischen Gemeinde
gemeinsam genutzt wird.
Am nächsten Morgen stand die Fahrt zum Besucherbergwerk „Grube Fortuna“ in Solms auf unserem Programm. Wir unternahmen eine Zeitreise ins Erdmittelalter, in die geheimnisvolle untertägige Welt der Bergleute. Die Region an Lahn und Dill war bis weit ins 20. Jahrhundert geprägt durch den Eisenerzbergbau und die weiterverarbeitenden Industrien. Mit der Schließung der Grube Fortuna bei Solms endete 1983 diese bis in die Keltenzeit zurück reichende Tradition. Wir konnten dieses letzte klassische Eisenerzbergwerk Deutschlands in seinem Originalzustand besichtigen. Zu Fuß erreichten wir durch den Stollen den Schacht. Von dort brachte uns der Förderkorb sicher zur 150 m-Sohle. Anschließend ging es mit der Grubenbahn in den Abbaubereich, wo ein erfahrener Bergwerksführer die Originalmaschinen vorführte und Arbeitsabläufe sowie Besonderheiten des Gebirges erklärte.
Maschinenlärm, aber auch geheimnisvolle Stille vermittelten einen Eindruck von der faszinierenden Welt der Bergleute untertage. Abschließend besichtigten wir das „Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna“, ein Eisenbahnmuseum auf dem Zechengelände. Dieses bot einen interessanten Einblick in die fast vergangene Welt der früher weit verbreiteten Schmalspurbahnen, die über- und untertage Rohstoffe und gelegentlich auch Personen transportiert haben. Mit 57 Lokomotiven und ca. 100 Wagen präsentiert das Museum eine der interessantesten Sammlungen der Spurweite 600 mm in Europa.
Das nächste Ziel war die Stadt Limburg an der Lahn. Überregional bekannt ist die Stadt hauptsächlich durch das gleichnamige Bistum mit seiner Kathedralkirche, dem spät-romanischen Dom St. Georg. Gleichwohl bekannt ist der mit dem Limburger Dom verbundene Bischof Tebartz-van Elst, von 2008 bis 2014 Bischof von Limburg. Wegen erheblich gestiegener Baukosten für das Diözesane Zentrum Sankt Nikolaus im Bistum und der Feststellung einer Mitverantwortung des Bischofs für die Baukostensteigerung und die Verfahrensfehler nahm Papst Franziskus sein Angebot zum Amtsverzicht am 26. März 2014 an.
Nach einigen Stunden zur freien Verfügung stand auch in Limburg eine Stadtführung auf dem Programm. Mit dieser zweistündigen „Sagenhaften Stadtführung“ der besonderen Art brachten uns mittelalterlich gekleidete Gästeführer über Sagen und Geschichten die Limburger Altstadt näher.
Wir erfuhren u a. über den Ritter Hattstein (ehemaliger Raubritter und später Stadthauptmann Friedrich von Hattstein) und den Stabstrompeter Georg Kaschau, der durch eine Verwechslung in der Schlacht bei Waterloo für die Preußen den Sieg eingeholt hat. Zudem erwartete uns der Limburger Säcker, der uns mit einem guten Schluck „Lahngeist“ verabschiedete. Zur Stärkung nach einem anstrengenden Tag nahmen wir im Restaurant Schwarzer Adler in Limburg unser vorzügliches Abendessen ein.
Am dritten und letzten Tag fuhren wir nach Weilburg, um dort das Fahrgastschiff „Wilhelm von Nassau" zur Fahrt auf der Lahn zu besteigen.
Diese zweistündige Schiffstour führte uns lahnaufwärts. Es ging durch die Löhnberger Schleuse und weiter in Richtung Selters, wo der Wendepunkt war. Auf der Rückfahrt fuhren wir kurz vor Weilburg den gleichnamigen Schifffahrtstunnel an.
Die Einfahrt war leider nicht erlaubt; sie wurde 2015 vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz aus Sicherheitsgründen untersagt. Der Schifffahrtstunnel wurde in den Jahren 1844-1847 erbaut. Er ist der älteste und längste durch Wasserfahrzeuge befahrbare Schifffahrtstunnel in Deutschland und zusammen mit der an seinem unteren Ausgang befindlichen Kuppelschleuse ein einmaliges technisches Denkmal. Bei einer Kuppelschleuse werden zwei hintereinander liegende Schleusen so aneinander gerückt, dass das Unterhaupt der oberen Schleuse zugleich Oberhaupt der unteren Schleuse ist.
Auf der Rückfahrt ins Bergische Land machten wir noch in Marburg Station. In Eigenregie konnten wir die herausragenden Sehenswürdigkeiten dieser Stadt erkunden: die Elisabethkirche, die Alte Universität, das Landgrafenschloss sowie die unterhalb des Schlosses gelegene Altstadt, die in Marburg „Oberstadt“ genannt wird.
Die Elisabethkirche ist der erste rein gotische Kirchbau im deutschen Kulturgebiet und wurde ab dem 14. August 1235 am Fuß des Marburger Schlossberges errichtet. Die Alte Universität ist ein Teil der Philipps-Universität Marburg, der am 1. Juli 1527 eingeweihten und damit ältesten protestantischen Universität der Welt. Das Landgrafenschloss (auch: Marburger Schloss) gehört zu den prägnantesten Bauwerken in der Stadt Marburg.
Danach ging es mit wunderbaren Eindrücken von der Lahn in Richtung Heimat.
Baustellenbesichtigung der Leverkusener Rheinbrücke am 15.09.2015
Der Straßenverkehr ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stetig gestiegen und aktuelle Verkehrsprognosen zeigen eine Fortsetzung dieses Trends. Dieses gilt insbesondere für die Zunahme des LKW-Verkehrs. Aufgrund von wirtschaftlichen Sachzwängen verlagert sich immer mehr Güterverkehr von den Wasserstraßen und Schienennetz auf das Straßennetz. Dieses hat verheerende Folgen für die bestehenden Brückenbauwerke. Wie von verschiedenen Meldungen aus Funk und Presse bekannt, befindet sich die jetzige Rheinbrücke der BAB 1/E 37 in Leverkusen in einem desolaten Zustand. Das alte Bauwerk ist seit Jahren in den Schlagzeilen und so marode, dass es nicht mehr mit Schwerlastverkehren befahren werden darf. Der Verkehr staut sich kilometerlang; es kommt zu Unfällen und dieses alles führt zu einem erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden. Ab dem Jahre 2017 ist es daher vorgesehen, parallel zum bisherigen Brückenbauwerk eine neue Rheinbrücke zu erstellen. Bis zum geplanten Fertigstellungstermin im Jahre 2023 soll die bisherige Brücke so funktionell erhalten bleiben, dass zumindest die Überfahrt mit PKW < 3,5 t gesichert ist.
Der Landesbetrieb Straßenbau NRW hat es unserer Bezirksgruppe ermöglicht, einen umfassenden Überblick über die Kontroll- und Unterhaltungsmaßnahmen zur Sicherung der Aufrechterhaltung des Verkehrs zu bekommen.
Hierzu führte uns der zuständige Bauleiter über eine schmale Leiter ins Innere des Bauwerkes. Er führte uns durch den ca. ein Kilometer langen Hohlkasten und gab uns vor Ort einen fachlich höchst interessanten Einblick und Überblick u.a. über den Zustand der Seilkästen und Widerlager. Die vorhandenen Risse sind verplombt, evtl. Veränderungen werden zeitnah registriert und an eine zentrale Stelle weitergeleitet. Zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit müssen fortlaufend Unterhaltungsmaßnahmen in Form von Erneuerung bzw. Verstärkung von Schweißnähten und/oder zusätzliche Schraubverbindungen ausgeführt werden. Denn trotz einer umfangreichen weiträumigen Beschilderung fahren täglich noch ca. 900 LKW über das ohnehin geschädigte Bauwerk und fügen diesem hierdurch noch weitere Schwächungen zu. Hierüber konnten wir uns selber einen Eindruck verschaffen, als wir aus einem Ausstieg im Mittelstreifen die Pylone besichtigten. In diesem Augenblick (ca. 10 Minuten) überquerten drei LKW verbotsweise das Brückenbauwerk.
Es war eine erlebnisreiche und interessante Baustellenbesichtigung, die uns allen in prägender Erinnerung bleiben wird. Mit Blick auf den Rhein verbrachten wir den gemütlichen Abschluss im Restaurant "Wacht am Rhein".
Michael Haneke